In unserer Praxis wird die tiergestützte Therapie mit einer Hündin angeboten, die sich in der Ausbildung zum Therapiebegleithund befindet.
Was ist tiergestützte Therapie?
Die Tiergestützte Therapie ist eine zielgerichtete Intervention mit einem Tier, in diesem Falle mit der Therapiebegleithündin Ayla. Sie basiert stets auf einer sorgfältigen Situations- und Problemanalyse, das heißt, die Therapeutin stellt sich, nach der logopädischen Diagnostik die Frage, ob und warum der Einsatz des Hundes bei dem jeweiligen Patienten sinnvoll wäre und welches Ziel dadurch verfolgt werden soll (z.B. Anregen von Sprechfreude). Die Intervention kann nur von einer qualifizierten Therapeutin mit dem spezifisch trainierten Hund durchgeführt werden und wird so, je nach Therapiekonzept, integraler Bestandteil der logopädischen Behandlung.
Mit ihrer ersten Labrador-Retriever-Hündin Ayla hat Claudia Jacobs-Küster eine spezielle Ausbildung am Münsteraner Institut für therapeutische Fortbildung und tiergestützte Therapie (Steinfurther Pädagogik-/Therapiebegleithundmethode) durchlaufen. Beide konnten fast 10 Jahre lang als eingespieltes Team arbeiten, um logopädische Therapien qualitativ zu verbessern, zu erweitern und zu vertiefen.
Zu Beginn des Jahres 2021 musste die erfahrene Ayla, nach kurzer und schwerer Krankheit, den Weg über die Regenbogenbrücke antreten. Sie wird von ihrer Hundeführerin, ihrer Familie, dem Praxisteam und den Patienten schmerzlich vermisst.
Seit Mai 2021 darf nun die junge Labradorhündin Bijou am Arbeitsalltag in der logopädischen Gemeinschaftspraxis teilnehmen. Durch die langjährige Erfahrung und die bereits durchlaufene Ausbildung in der tiergestützten Therapie wird sie nun, durch ihre Halterin, ebenfalls den Weg zum geprüften Therapiebegleithund antreten.
Im November 2023 hat haben Bijou und Frau Jacobs-Küster an der Prüfung der Steinfurter Pädagogik- und Therapiebegleithundmethode nach den Richtlinien des TBD e.V. teilgenommen und diese erfolgreich bestanden. Bijou ist somit nun eine ausgebildete Therapiebegleithündin und darf ihre Aufgaben in den logopädischen Therapien erfüllen.
Warum ein Hund in der Logopädie?
!!! DER HUND IST WERTFREI !!!
- Die Patienten haben oftmals, durch die Mitarbeit des Hundes, weniger Angst vor Fehlern.
- Durch die Arbeit mit dem Hund können Patienten leichter Selbstvertrauen durch erlebte Selbstwirksamkeit aufbauen. ("Der Hund macht das, was ich sage, obwohl ich nicht so gut sprechen kann.")
- Der Hund besitzt einen besonderen Aufforderungs-charakter und motiviert die Patienten von außen.
("Der stupst mich an und wedelt mit dem Schwanz - der freut sich, dass ich mitarbeite.") - Nähe und Wärme, die der Therapeut so nicht geben darf, kann durch den Hund ungezwungen vermittelt werden.
- Der Hund ist interessant. Er regt die Kommunikationskompetenz an und fördert die Sprechfreude.
- Die Nähe des Hundes kann beruhigen und entspannen. Bei der Lagerung auf dem Hund, wird z.B. der Körpertonus (Körper-spannung) gesenkt.
- Der Hund weckt in der Therapie die Empathie und das Einhalten von Regeln kann dem Patienten leichter fallen. ("Wir dürfen uns nicht anschreien, weil der Hund gerade schläft.")
Therapeutische Einsatzbereiche des Therapiebegleithundes
- Anregung zum Sprechen/ Kommunizieren (z.B. bei Mutismus, phonologischer Störung, Stottern)
- Abbau von Ängsten, Aufbau des Selbstwertgefühls (z.B. nach Apoplex = Schlaganfall)
- Therapie der Auditiven Aufmerksamkeit und des Auditiven Gedächtnisses (z.B. bei AVWS)
- Arbeit an der Konzentration (z.B. bei ADS/ADHS)
- Aufbau bzw. Abbau von Körpertonus (z.B. bei Down-Syndrom, Cerebralparese)
- Motivationsaufbau bei allen Patienten (Antrieb, etwas schaffen/erreichen/verbessern zu wollen)
Beispiele für besondere Fähigkeiten eines Therapiebegleithundes
- sich an seinem Platz ablegen lassen und verlässlich dort liegen zu bleiben
- Leckerli ganz vorsichtig aus der Hand nehmen, ohne dabei die Zähne zu benutzen
- Menschen auf sich lagern lassen und dabei ruhig liegen bleiben
- geduldig vor einem Leckerli liegen bleiben und dieses nur nach Aufforderung nehmen
- sich auch von ungeschickten Händen verkleiden lassen (Wortschatzaufbau) und in Maul und Ohren gucken lassen
- vorsichtig Leberwurst/Frischkäse von Körperteilen lecken
(z.B. bei Wachkomapatienten im Wahrnehmungsbereich)
Die Entscheidung, eine logopädische Therapie oder Sequenzen daraus tiergestützt durchzuführen, liegt stets bei der behandelnden Therapeutin bzw. der Halterin des Hundes. Der Einsatz der Therapiebegleithündin wird unabhängig von den Angaben auf der Heilmittelverordnung angeboten.